Neuer Sinn im Leben
- von Alexandra -

Ich kann nur grob einordnen, wann es mit diesem Interesse für Übersinnliches begann. Es dürfte so im Alter zwischen 10 und 12 Jahren gewesen sein, als ich mitbekam, wie meine Großtante pendelte. Sie hatte immer Recht, das Pendel log nie...und mit dieser Erkenntnis besorgte ich mir schon als Kind ein Pendel und dachte, das ist ja super, alle deine Fragen werden einfach so beantwortet.
Meine Kindheit war glücklich. Ich habe wunderbare Eltern, die mir ihre Liebe immer zeigten und auch zeigen, meine Familie war und ist immer da. Wir sind katholisch (wobei wir im Außen nicht übertrieben den Glauben praktizierten) und wir gingen in regelmäßigen Abständen in die Kirche. Ich genoss die Gemeinschaft im Kindergarten, in der Grundschule und dann auf einem katholischen humanistischen Gymnasium (wobei hier die Hälfte aller Schüler evangelisch war). Die Schulzeit war toll, man hatte immer das Gefühl, man gehört in eine Gemeinschaft und keiner lässt dich einfach so fallen. Hier wurde ich geprägt und habe unheimlich viel Gutes an die Hand bekommen.

Das Pendel schien mir in der ein oder anderen Frage zu helfen, insbesondere ob dieser oder jene Junge an mir interessiert sei, aber übermäßig benutzte ich dieses Ding in meiner Jugendzeit nicht. Erst mit Anfang zwanzig kam ich intensiver darauf zurück und besorgte mir zusätzlich Tarotkarten. Bis ich da mal durchgestiegen bin, das hat gedauert. Aber ich habe mich regelmäßig damit beschäftigt. Mich interessierte zum damaligen Zeitpunkt weniger das Übersinnliche, ich wollte einfach nur wissen, was wird mir die Zukunft bringen.

Im Alter von 26 Jahren lernte ich, nachdem ich schon neun (!) Jahre mit meinem damaligen Freund zusammen war, in einer Diskothek einen Mann kennen, welcher mich sofort faszinierte und mich einfach nicht mehr los ließ. Ich kam nachts nach Hause und war hin und weg. Ich musste ihn wieder sehen und ich setzte alle Hebel in Bewegung, diesen Mann zu bekommen. Mein damaliger Partner merkte von alledem nichts, aber von da an war nichts mehr so wie früher.
Ich konsultierte eine im Internet bekannte Magierin, damit sie mich mit diesem Mann zusammenbringt. Ich dachte, Mensch, mit diesem Kerl gehörst Du zusammen und ich dachte mir nichts Böses dabei. Es kostete viel Geld. Dabei blieb es nicht.
Es funktionierte aber nicht so wie gedacht, sondern es zögerte sich alles heraus. Ich traute mich nicht, meine alte Beziehung zu beenden. Zu diesem anderen Mann hatte ich mehr oder weniger Kontakt und als ich mich nicht für ihn entscheiden konnte, wollte er wiederum keinen Kontakt mehr zu mir. Ich machte häufig Kerzenmagie. Es gab einfach anzuwendende Anleitungen im Internet. Ich wurde immer unzufriedener und auch merklich unglücklicher. Mein damaliger Partner wandte sich immer mehr von mir ab, bis er, als ich mitten in meinem zweiten Staatsexamen steckte, die Beziehung beendete. Mitten in der Klausurphase. Ich fiel durch. Eine Welt brach zusammen. Ich meldete mich bei Questico an und telefonierte regelmäßig mit Kartenlegern. Sie hatten teilweise Recht aber sie widersprachen sich auch. Mein Partner blieb trotzdem noch bei mir, doch ein Jahr später, beendete er die Beziehung endgültig.

Mit meiner Freundin begann ich ab da immer öfter die Karten zu legen. Schon vorher gab ich ihr die Nummer von dieser Magierin und sie beauftragte diese Dame ebenso, da auch sie in einer unglücklichen Beziehung steckte. In den Karten sahen wir immer "schwarze Magie". Ich fühlte mich immer unwohler, teilweise verfolgt, doch ich schaffte es, meine Nerven zusammen zu halten und bestand den zweiten Versuch des Examens. Ich betete in dieser Zeit häufig meine Kindergebete. Ich war hochkonzentriert.

Doch dann ging es erst richtig los. Da war immer noch dieser Drang nach diesem Mann. Ich war regelrecht besessen von der Vorstellung, mit ihm zusammen zu kommen. Nach Bestehen meines Examens verfiel ich in eine Sinnkrise, alle Anspannung wollte sich gerne lösen, ich war aber wie gefangen. Immer häufiger telefonierte ich mit Kartenlegern und eines Tages bekam ich den Tipp, mir Bücher von Doreen Virtue zu besorgen. Engel hielten Einzug in mein Leben und ich gab sehr viel Geld für Bücher und CDs aus. Ich konnte nicht genug bekommen. Immer auf der Suche, wie kann ich mir helfen, wie bekomme ich endlich das was ich will. Alles drehte sich um mich. Meine Eltern kümmerten sich um mich und ich begann zu joggen, wobei ich meinen Eltern in dieser Phase sicherlich manchmal ein wenig merkwürdig vorkam. Ich war irgendwie isoliert. Es gab nur noch meine Freundin, welche ebenso auf all die Dinge ansprach, ansonsten hatte ich so gut wie kein Kontakt zu anderen. Manchmal war ich gehemmt, raus zu gehen. Doch ich machte meinen Sport, spielte in meiner Mannschaft Tennis, machte mich kurzfristig selbstständig. Aber ich war extrem unglücklich und ich hatte meine Lebensfreude und mein Lachen verloren. Ich hatte extreme Schlafstörungen und ich war fast jede Nacht schweißgebadet. Die Beschäftigung mit dem Übersinnlichen wurde immer intensiver. Ich legte fast täglich Karten.

Ich hörte eines Tages von einem russischen Mann, welcher mit sogenannter Bioenergie "heilte". Natürlich kostete dies auch wieder viel Geld. Ich weiß nicht, wie oft ich bei ihm war. Meine Freundin und ihre Tante kamen häufiger mit. Ich spürte Energiestöße in meinem Körper, wollte mich emotional heilen lassen, hatte viele Fragen, bekam jedoch kaum Antworten. Eines Tages wurde mir von ihm gesagt, ich sei verflucht. Er sprach sehr viele Gebete und legte Heiligenbilder auf meinen Körper. Nach den Behandlungen war ich teilweise so durcheinander, dass das Navigationssystem des Autos regelrecht gesponnen hat. Wir kauften eine CD, welche nicht hörbar besprochen war und ließen diese CD Tag und Nacht laufen. Damit sollten wir gereinigt und von allem Bösen befreit sein. Meine Freundin kaufte sich sogar noch die DVDs von diesem Bioenergieguru und ab und an schauten wir sie zusammen. Es gab immer Stöße in meinem Körper, als ob ungeahnte Kräfte in mir wirken, manchmal, als ob ich in den Bauch getreten bekomme. Die Behandlungen bei Viktor waren auch immer intensiv und ich telefonierte sogar ab und an mit ihm. Er wollte mir helfen und er sprach immer davon, dass ich verflucht sei. Dies führte teilweise dazu, dass ich Angstzustände bekam, mir teilweise die Luft weg blieb, meine Stimme verschwand. Ich sollte immer und immer wieder das Vaterunser beten und ich rasselte das Gebet regelrecht herunter. Es dauerte fast ein dreiviertel Jahr, bis ich den Kontakt zu Viktor abbrach. Manchmal dachte ich noch unverhofft an ihn, so, als ob er auf telepathische Art Kontakt zu mir aufnahm.

Ich war nicht mehr ich selbst. Alles was ich begann, zögerte sich bis zu einem Ergebnis ewig raus. In Gesellschaft war ich teilweise abwesend, ich war nur noch mit mir und meinem Wahn beschäftigt, diesen Mann zu bekommen, endlich glücklich zu sein. Mit dieser Entwicklung ging einher, dass ich immer mehr Geldprobleme bekam. Sobald ich Geld hatte, gab ich es entweder für Konsumgüter oder Behandlungen oder esoterische Literatur aus. Meine Freundin und ich waren stolz auf unsere Bücher und CDs. Wir fühlten uns inspiriert und gingen so gut wie allen Literaturhinweisen nach. Vor allen Dingen verschlang Questico eine Menge...Ich sollte einen schwarzen Turmalin tragen, da ich permanent angegriffen wurde. Das machte ich natürlich und natürlich machte ich auch das ein oder andere empfohlene Ritual. Ich bekam immer mehr Zugang zu solchen Dingen, wusste alles über Heilsteine, Rituale, Magie, Gedankenkraft, Zauberei. Wir machten sogar eine Rückführung! Immer wieder Bücher Bücher Bücher, ich konnte nicht genug bekommen, bis ich mal auf den Namen Mutter Meera stieß. Diese Frau empfing völlig kostenlos -sogar ganz in meiner Nähe- Menschen und "heilte" sie angeblich mit ihrem "liebenden Blick". Ich machte einen Termin aus und sollte ein halbes Jahr später zu ihr kommen. Zwischenzeitlich verschlang ich das Buch The Secret und ich war begeistert davon.

Nach langem Hin und Her, weiteren Ritualen von dieser Magierin und mit einigem Nachdruck meinerseits, kam ich endlich mit diesem Mann "meiner Träume" zusammen. Nachdem er monatelang mit mir spielte, sich nie meldete, schien es aufeinmal im Sommer 2007 eine positive Veränderung zu geben.
(gerade hatten wir einen Stromausfall...schon interessant, im ganzen Büro, im ganzen Gebäude, im ganzen Viertel...zeitgleich rief eine Mandantin von mir an, welche extrem im Spirituellen verhaftet ist)
(und nochmal Stromausfall, als ich weiter schreiben wollte...)

Ich ließ mich von einer Kartenlegerin, welche auch mit Ritualen und Energien arbeitete aus der Ferne einweihen in Engelki und Full Spektrum Healing. Außerdem machte sie ein schamanisches Ritual, damit besagter Herr doch endlich zu mir kommt. Er kam. Es stellte sich allerdings sehr schnell heraus, dass dieser Mann ein extremes psychisches Problem hat. Er stellte sich als ungenießbar heraus, bequem, seine Fassade bröckelte. Um ehrlich zu sein, ich erkannte nach und nach meine Verblendung. Ganz ehrlich, ich war eine Farce aufgesessen, das war keinesfalls der Mann meiner Träume! Während unseres kurzen Zusammenseins (mit abgesagter Hochzeit meinerseits) informierte ich mich über Reiki.

Dann war da auch noch der Termin bei Mutter Meera und ich saß irgendwann mit anderen Menschen zusammen schweigend in einem Schloßsaal. Eigentlich waren dort ganz normale Menschen, wobei mich schon irritierte, dass ich auf Knien rutschend dieser Dame entgegentreten sollte. Sie schaute tief in die Augen, wenige Sekunden, dann war es vorbei. Das ganze war kostenlos, wenn man wollte, konnte man sich Bilder von ihr kaufen. Ich merkte nichts und ich kam mir hinterher ziemlich dämlich vor und ich hatte den Drang, von dort wegzukommen.

Ich ließ mich über Fernweihe in Kundalinireiki einweihen und hantierte hier und da mit meinen Händen herum. Es gab diese Kraft in meinen Händen, wobei meine Katze diese Energien immer ablehnte.

Es kam mit dem angeblichen Traummann zur Trennung, wobei es mich irgendwie doch reute und ich beauftragte eine sogenannte Voodoopriesterin aus der Nähe von Bremen mit einem Ritual. 1000 Euro. Und einige Hundert Euro für Voodoobäder, Telefonate usw. Mich irritierte schon der Umgang mit fremden Gottheiten, aber ich dachte mir nichts Böses. Mittlerweile war ich von all meiner Literatur so geprägt, dass ich glaubte, es ist egal wohin du betest, es ist eh alles eins. Engelorakelkarten sagten mir ja immer, dass ich auf dem rechten Weg sei. Irgendwann zerstörte ich dieses Ritual im Glas und ich wollte von diesem Mann von heute auf morgen nichts mehr wissen.

Es brach eine andere Phase an, die Phase mit den Bachblüten. Immer erkundigte ich mich selber und ich wusste in der Tiefe Bescheid, welche Essenzen für mich die richtigen wären. Nach der Einnahme dieser Blüten träumte ich chronologisch rückwärts. Das war schon sehr interessant. Ich war extrem "spirituell" und es war in solchen Dingen sogar mein Rat gefragt.

Ich verstrickte mich immer mehr in diesen Voodookram und machte sogar Rituale mit Ölen und Werkzeugen selber. Wie immer kostete es eine Menge Geld. Und diese Telefonate mit den Kartenlegern wurden immer mehr. Ich informierte mich über Chakrenarbeit, meditierte in den frühen Morgenstunden, lass Yogananda, übte Kryayoga, reinigte mich und andere aus der Ferne, legte jeden Tag die Karten, machte mit meiner Freundin und auch alleine Rituale, besorgte mir allerlei Heilsteine, räucherte meine Wohnung aus, drehte an Chakrarädchen anderer Leute herum usw. Mein Geld wurde immer knapper, es war wie ein Fass ohne Boden, hatte ich Geld, war es ganz schnell wieder weg und wenn ich welches hatte, gab ich es gerne für Magie, Literatur, Kartenlegen, Steine, Globuli oder irgendwelche australischen Massagen aus. Man muss sich nur vorstellen, ich war in Atlantis unter der Christusenergie geboren ;-)

Meine Schlafstörungen hörten nicht auf, ich war oft unkonzentriert, hatte böse Träume. Alles wurde hinterfragt, ich stand unter ständiger Selbstbeobachtung. Bis mir eine Kartenlegerin helfen wollte, all meine Belastungen loszuwerden. Sie war eine besonders auserwählte Kryon-Anhängerin und auf ihr Geheiß sollte ich zum Seelenstern Danas beten und immer schön nach festgelegtem Ablauf meine Chakren reinigen. Laut ihrer Aussage durfte ich dieses oder jenes nicht machen, einmal hatte ich sogar einen Karmarucksack auf ;-) vom Lichtkörperprozess hatte ich vorher schon einiges gelesen und mir wurde häufiger gesagt, dass all meine Symptome Aufstiegserscheinungen sind. Schlecht sehen, Kreislauf, Übelkeit, Unkonzentriertheit, usw. Wichtig war es immer, dass ich mich schütze. Es floss immer mehr Geld in Richtung Kartenleger ab, bis ich mir sogar Geld leihen musste, um meine Schulden zu bezahlen. Ich bekam finanziell im privaten Bereich einfach meine Füße nicht auf den Boden, weshalb ich auch hierfür Rituale machte.

Als mein jetziger Freund in mein Leben kam, war es wie eine Erlösung für mich. Er liebte mich, so wie ich war und zeigte mir auf sanfte Art und Weise, was Liebe ist. Ich begann wieder zu beten und ging ab und an in die Kirche, um Kerzen anzuzünden. Mehr und mehr hatte ich die Erkenntnis, dass mich dieser ganze esoterische Kram fast meine Existenz kostete. Ich war nicht mehr ich selber und sollte Stück für Stück wieder auf den rechten Weg kommen.

Eines Nachts, als ich wieder mit Angstzuständen wach wurde, betete ich spontan zu Jesus Christus. Ich bekam direkte Hilfe. Ich spürte, ich bin nicht alleine und ich werde aufgefangen. Wie früher. Seitdem -das war im September letzten Jahres- hielt ich an Jesus Christus fest. Mehr als je zuvor. Anfang dieses Jahres beschloss ich dann, nie wieder Kartenleger etc anzurufen oder selber die Karten zu legen. Ich sagte zu Jesus, dass ich ihm mein ganzes Leben übergebe, ich bekannte und bereute all meine Sünden und ich tue heute noch Buße. Ich vertraue ihm.
Ich zählte alle meine Vergehen auf, und bat Jesus Christus, mich zu befreien, meine Seele zu retten. Ich schämte und schäme mich sehr.

Seitdem kränkelt der Kontakt zu meiner Freundin. Sie legt weiterhin die Karten und versteht mich, glaube ich, nicht. Ich weiß, dass sie manchmal meinem Eso-Tempo nicht folgen konnte. Es war ja auch anstrengend, immer mehr Informationen und Anleitungen in kürzester Zeit. Es tut mir leid, dass ich sie zu allerlei animierte. Es tut mir leid, dass ich andere Menschen hineinzog.

Man wird es kaum glauben, hier wird ja ganz deutlich vom Teufel gesprochen, seit Aschermittwoch ringt der Teufel um mich. Es gab immer wieder kleinere Rückschläge, nächtliches Schwitzen, Ängste, Schlafstörungen, Geldprobleme, keine Motivation zu arbeiten (man kann es auch Faulheit nennen). Der Teufel möchte mich regelrecht von meinem Weg abhalten. Er wird es nicht schaffen. Ich zahle immer noch meine Schulden ab, es waren mehrere Tausend Euro....

Jeden Tag lese ich ein paar Zeilen in der Bibel, ich bleibe standhaft im Glauben. Ich liebe Jesus Christus, ich weiß um die Bedeutung der kommenden Tage, ich freue mich auf Ostern, ich bin dankbar, ich bitte um Vergebung meiner Sünden. Und ich bin freier, bin unendlich glücklich und dankbar, dass ich so einen wundervollen Menschen an meiner Seite habe.

Und ich weiß, dass Gott mich nie aufgegeben hat.

Mein Leben hat endlich wieder einen Sinn: Jesus Christus.


Alexandra