Mentaltraining, Heilerausbildung und wie ich fast verrückt wurde
- von Martina -

Auch ich kann ein Lied davon singen, was es heißt durch Esoterik fast am Rande des Wahnsinns zu stehen. Es begann schleichend vor knapp 7 Jahren. Ich war in einer Lebenskrise, meine Ehe war gescheitert, ich war alleinerziehend mit kleiner Tochter und ich war verzweifelt, suchte nach Halt, nach einer Perspektive und irgendwie auch nach dem Sinn des Lebens. Warum war ich hier? Warum war ich, ich? Gibt es überhaupt einen Sinn? Wie bekomme ich mein Leben wieder auf die Reihe?

Ich kam nach einer Suche im Internet auf ein Mentaltraining, eine Methode mit der man seine sogenannten "Muster" lösen kann, um ein selbstbestimmtes glückliches Leben zu führen. Das hörte sich erstmal gut an und ich meldete mich spontan zu einem Seminar an. Ich war sofort begeistert, Feuer und Flamme für diese Methode und besuchte weitere Seminare. Zuhause begann ich zu meditieren, Muster zu lösen und es klappte tatsächlich immer besser. Ich wurde immer feinfühliger, machte schließlich die Ausbildung zur Mentaltrainerin. Mein jetziger Ehemann unterstütze mich dabei und so fing ich an Coachings zu geben. Ich löste also "Muster" bei anderen Leuten, spürte ihre "Blockaden" auf...

Ich besuchte weitere Seminare, konnte nicht genug davon bekommen, machte Aufstellungen, stellte mich auch stellvertretend für andere Personen auf. Der ein oder andere kennt es unter dem Begriff "Familienaufstellung" . So wurden auch Themen der Seminarteilnehmer bearbeitet. Nach einem Seminar ging ich abends ins Hotelzimmer um noch zu meditieren. Plötzlich spürte ich, wie etwas in mich "reinging". Es war furchtbar und ich hatte große Angst. Ich hatte keine Ahnung was das war. Es war so schlimm, dass ich bei meiner Zimmernachbarin geklopft habe, um dort zu schlafen. Am nächsten Morgen sprach ich diesen Vorfall im Seminar an. Ich hätte mich nicht gründlich genug energetisch gereinigt! Ich sollte meine Chakren reinigen usw. Heute weiß ich, dass es keine Chakren gibt. Das alles ist eine Erfindung Satans. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich es nicht und so meditiere und reinigte ich also was das Zeug hält.

Ich bestellte mir auch Meditationen von Robert Betz, Reise zum inneren Kind und weitere. Es gab immer mal wieder kleinere Erfolge, aber dennoch tauchten doch nach einiger Zeit immer die gleichen Themen in mir auf, Kindheitsthemen usw. Es wurde nie wirklich besser, und wenn, dann nur kurzfristig! Auch nach diesen Meditationen bekam ich zeitweise Beklemmungen und hässliche Bilder, sobald ich die Augen schloss.

Inzwischen hatte ich ein halbes Vermögen ausgegeben für Seminare, für Bücher und tausend andere Dinge die in den Bereich Esoterik gehen. Nach den Seminaren kam erst eine große Euphorie, man fühlte sich besonders und irgendwie besser als das unwissende Volk. Mit Menschen die nicht aus der Szene kamen, konnte ich immer weniger anfangen, fand kaum noch Gesprächsthemen. Ich fühlte mich all denen überlegen und ich bekam eine zum Teil richtige Abneigung gegen Menschen. Von einer Bekannten bekam ich den Tipp von einer angeblich guten Heilpraktikerin, sie würde auch telefonisch beraten. Wir waren direkt auf einer Wellenlänge. Sie schickte mir ein homöopathisches Mittel, was ich einnehmen sollte. Außerdem würde sie spüren, dass unser Zuhause energetisch nicht sauber wäre, es wären Fremdenergien da. Sie würde es durch ihre medialen Fähigkeiten reinigen. Ich nahm dieses Mittel von ihr ein und ich hatte in der darauffolgenden Nacht die schlimmsten Albträume, die sich ein Mensch vorstellen kann. Es war abscheulich und sehr beängstigend. Ich kontaktierte sie und wie so oft in dieser Szene hört man dann: das ist gut! Super!! Das bedeutet das alles Alte hochkommt und du immer weiter an den Kern kommst.

Was für eine Lüge! Man macht sich nur selber etwas vor. Wie schlimm es noch wurde, hätte ich mir im Leben nicht erträumt. Müdigkeit, Lustlosigkeit und Abgeschlagenheit begleiteten mich inzwischen täglich! Es war es so schlimm mit mir, dass ich den Tag nur noch mit Mühe überstand. Ich begann morgens mit einer Meditation, aber ich fühlte mich innerlich ausgebrannt, antriebslos und irgendwie kalt. Alles war so gleichgültig und irgendwie drehten sich meine Gedanken den ganzen Tag nur um mich und mein Befinden. Dazu kamen körperliche Beschwerden, wie Rückenschmerzen und ein ständig taumeliges Gefühl im Kopf, Kribbeln in den Beinen und ein Gefühl, als hätte ich einen zu engen Helm auf. Es gab auch zwischendurch gute Tage, aber die meisten Tage waren sehr sehr anstrengend. Ohne Mittagsschlaf bekam ich den Tag nicht mehr auf die Reihe. Manchmal verbrachte ich den ganzen Nachmittag schlafend auf der Couch, abends lag ich dann grübelnd im Bett.

Ein Bekannter aus der Mentaltrainingausbildung gab mir den Tipp eine Heilerausbildung zu machen, er hätte diese auch gemacht und es hätte ihm unheimlich viel gebracht. Diese Ausbildung ist tatsächlich staatlich anerkannt! Sie nennt sich "Gesundheitscoach". Da mein Mann Physiotherapeut ist, nahm auch er daran teil, er stellte sich allerdings etwas ganz anderes darunter vor und er wollte auch diese Ausbildung mit mir machen, damit wir wieder eine Grundlage hatten. Denn durch meinen Eso- und Ego Trip hatten wir uns zum Teil ganz schön entfernt. Ich war so sehr in meiner eigenen Welt und merkte gar nicht wie sehr ich andere Menschen, insbesondere meinen Mann und meine Tochter mit meinem Verhalten verletzte. Am Wochenende meditierte ich manchmal stundenlang um an mir zu arbeiten, meine Familie stand oft an zweiter Stelle - so hört man es oft in der Szene: man soll an sich denken, seine Blockaden etc. lösen und dann wäre man automatisch eine Bereicherung für seine Mitmenschen. Generell ist man sehr auf einem Ego Trip, ich wollte alles optimieren, das Beste aus mir herausholen!

Ich frage mich heute oft, wie mein Mann es mit mir überhaupt noch aushalten konnte! Es sagte mir im Nachhinein, dass er wusste das es irgendwann mit der ganzen Eso Sache vorbei ist. Das Ganze spitzte sich schließlich in der Heilerausbildung so zu, dass ich wirklich mit den Nerven völlig am Ende war. Die Ausbildung fing erst harmlos an, wir machten Entspannungsübungen, saßen im Grünen und sangen. Es war zwar irgendwie schräg, aber bis dahin war es immerhin noch nicht ganz so gefährlich. Das sollte sich bald ändern! Wir erfuhren von sogenannten Lichtwesen, aufgestiegene Meistern, Engeln usw. Es wurden Kerzen angezündet und diese Wesen wurden gerufen um uns zu "unterstützen" . Heute weiß ich, dass wir mit Dämonen zusammengearbeitet haben, aber zu diesem Zeitpunkt war ich mir dessen natürlich nicht bewusst. Die Bibel warnt vor all diesen Dingen, aber ich hatte eben keine Ahnung.

"Denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichtes an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen" (2 Kor. 11,14)

Mein Mann fand diese Ausbildung schrecklich, unseriös und er brach sie direkt ab. Ich war am überlegen was ich tun sollte, entschied mich Gott sei Dank (!!) auch für den Abbruch dieser Ausbildung. Es ging mir dort von Tag zu Tag schlechter. Ich war teilweise stundenlang am Weinen, wusste nicht warum. Angeblich hatte ich verstorbene Seelen an mir kleben, da ich so sensibel wäre. In Sitzungen wurde ich dann angeblich befreit davon. Kurz danach ging es mir tatsächlich besser, jedoch wurde es manchmal Stunden, manchmal Tage später wieder schlimmer. Ich hatte inzwischen ein permanentes Kloßgefühl im Hals, nachts hatte ich Angst zu schlafen, träumte schlecht, sah widerliche Fratzen vor meinem inneren Auge. Ich spürte wie ich angegriffen wurde. Es war tatsächlich körperlich zu spüren. Oft wachte ich auf und bekam keine Luft mehr, ich hatte das Gefühl gewürgt zu werden. Zusätzlich hatte ich starke Schmerzen in der linken Brust, bzw. im Rückenbereich. Es fühlte sich an, als wäre mein Herz zu eng. Ich konnte nicht mehr tief atmen. Mein Mann behandelte oft meinen Rücken, die ganze Seite war verspannt, trotz Massagen löste es sich nicht richtig, bzw. kam kurze Zeit später wieder. Zuhause machte ich sämtliche Übungen aus der Ausbildung, rief "aufgestiegene Meister" , Engel und Co. Ich reinigte alles mit Licht und es wurde schlimmer und schlimmer.

Die nächtlichen Angriffe nahmen immer mehr zu und ich hatte Angst schlafen zu gehen. Laut Heiler sollte ich alles in eine violette Flamme werfen, es visualisieren. Denn so ist es ja in der Esoterik. Wir erschaffen unsere Realität durch unsere Gedanken. Eine weitere Lüge Satans! Der Ausbilder erzählte uns, dass Jesus lediglich ein Lichtarbeiter war. Außerdem wäre Luzifer einer der lichtesten Engel und wir dürften ihn gerne rufen. Diese Informationen hatte der Ausbilder von seinem "höheren Selbst" . Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl dabei, ich war zwar recht unwissend was Gott und die Bibel angeht, aber das erschien mir dennoch falsch. Ich litt mehr und mehr. Konnte nur noch wie in Trance am Leben teilhaben. Angeblich hätte ich aus vorherigen Leben noch Dinge an mir kleben. Ja ja.. es gibt in dieser Szene unendlich viele Möglichkeiten, was man alles tun sollte. Es ist ein Fass ohne Boden!

Ich fuhr mit meinem Mann nach Hause. Der Ausbilder war sehr enttäuscht und traurig, es war wie eine emotionale Erpressung, damit wir bleiben, aber zum Glück haben wir dieses nicht getan. Zuhause ging es weiter mit Albträumen. Ich hatte inzwischen massive Schlafstörungen bekommen. In der Szene wird einem dann oft gesagt, man hätte Abgrenzungsprobleme. Daher die "Fremdenergien" .

Ich fing mit dem Kartenlegen an. Egal was ich fragte, wie oft ich es auch probierte. Ich hatte meistens die Karte des Teufels in der Hand. Eines Tages saß ich am PC, mal wieder bei YouTube am schauen was es so interessantes neues gibt aus der Esoterik. Ich sah ein Video von einem sehr bekannten Heiler und plötzlich dachte ich: Hmm.. irgendwas stört mich an dem, was ist wenn es Heiler gibt, die evtl. nichts Gutes im Schilde führen? Ich weiß nicht mehr wie, aber ich kam auf diese Seite hier und ich lass einen Aussteigerbericht. Ich war fassungslos! Da berichteten Menschen über Dinge, die ich genau gleich erlebte. Ich konnte nicht mehr aufhören, lass jeden Bericht und war sprachlos. Bin ich tatsächlich auch Satan auf dem Leim gegangen? Ich habe alles gelesen, wie Satan die Menschen und auch mich hinters Licht geführt hat. Ich verstand endlich was los war. Ich fand bei YouTube ein Video einer ehemaligen Reiki Meisterin, die ausgestiegen war und zu Jesus fand. Ich kontaktierte sie, wollte mit jemandem sprechen der mir helfen kann. Sie war sehr hilfsbereit und erklärte mir vieles. Ich begriff was ich da getan hatte! Endlich verstand ich was los war. Die Bibel warnt uns ganz ausdrücklich vor all diesen Dingen, aber ich wusste es eben vorher nicht.

"Es soll unter dir niemand gefunden werden, der seinen Sohn oder eine Tochter durchs Feuer gehen lässt, keiner, der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer oder Magier oder der die Toten befragt. Denn ein Gräuel für den Herrn ist jeder, der diese Dinge tut." (5 Mo 18, 10-12)

Ich rief meine Freundin an, ich wusste sie ist gläubig und ich erzählte ihr alles. Sie fing an zu weinen und war unendlich froh, dass ich erkannte was ich da gemacht habe. Sie hatte tatsächlich jahrelang für mich gebetet, hatte oft versucht mit mir zu reden, aber ich war zu stur und dachte es besser zu wissen. Sie ging mit mir zur Kirche, dort zitterte mein Körper so stark, mir wurde kotzübel dort drinnen. Ich habe mich informiert, was ich nun tun muss, wie ich zu Jesus komme. Mein Herz war inzwischen so eng, als hätte ich eine Plakette darum gehabt. Ich habe, nach dem mir klar wurde was ich da gemacht habe, Gott alles gebeichtet und auf Knien Rotz und Wasser geheult. Ich glaube, ich habe noch nie so stark geweint wie in diesem Augenblick.

Ich habe Jesus mein Leben übergeben und in diesem Moment passierte es: alles Schwere, die Enge im Hals und in der Brust, die Kopfschmerzen und die Erschöpfung, alles hat Gott mir abgenommen! Ich bin aufgestanden und war quasi neu! Ich wusste sofort was zu tun war, ich nahm eine Rolle Müllsäcke und schmiss alles aus dem Haus was mit Esoterik zu tun hat. Bücher, Klangschale, Ausbildungsmaterial, Heilsteine und tausend andere Sachen. Ich glaube es waren 5 oder 6 gefüllte Säcke. Da wird einem erst einmal bewusst, mit was man in den letzten Jahren so seine Zeit verbracht hat.

Gott hatte mir vergeben. Mir selbst zu vergeben, war ein etwas härterer Weg. In unserem Haus wurde nun ein Kreuz aufgegangen und ich las nun die Bibel. Satan gefiel das natürlich gar nicht, er meldete sich noch einmal nachts, ich hatte furchtbare Angst. Aber Jesus ist stärker und er stand mir zur Seite. Gott schenkte mir einen ganz persönlichen Traum, in dem er mir mitteilte, dass ich nun zu ihm gehöre und das er mich niemals fallen lässt. Ich bin Gott unendlich dankbar, dass er mich zu sich gezogen hat. Ohne diese schrecklichen Erfahrungen in der Esoterik hätte ich wohl nicht zu ihm gefunden.

Ich hoffe das noch viele Menschen wie ich, die in der Esoterik etwas gesucht haben, zu Jesus finden und damit ihre Suche beenden. Wenn man Jesus hat, dann wird tatsächlich alles gut. Mein Leben ist nach wie vor mit Schwierigkeiten gespickt, aber mit Gott an der Seite ist es tausend mal einfacher, schwierige Zeiten zu durchleben. Er ist bei mir in freudigen und in schwierigen Zeiten. Ich spüre endlich tiefe Freude im Herzen, Dankbarkeit und Demut. Die unerfüllte Sehnsucht und Suche nach etwas, wie ich es in der Esoterik hatte, ist verschwunden. Ich wünsche allen Menschen, die diese Zeilen gelesen haben, Gottes Segen!

"Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht."


Martina



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